„Gottesdienst to go“
zum Sonntag Judika (29.03.2020)
Glocken läuten (10 Uhr)
Kerze entzünden
Einstimmung
Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.
Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind,
da bin ich mitten unter ihnen.
Wir sind versammelt.
An unterschiedlichen Orten.
Zur gleichen Zeit.
Im Glauben.
„Der alt böse Feind
mit Ernst er‘s jetzt meint;
groß Macht und viel List
sein grausam Rüstung ist,
auf Erd ist nicht seinsgleichen.
Ein feste Burg ist unser Gott,
ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not,
die uns jetzt hat betroffen.“
(eg 362, Strophe umgestellt)
Wir feiern im Namen dieses Gottes.
Im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.
Gebet zur Einkehr und zur Verbundenheit
Gott.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Ich bete zu Dir.
Und weiß: Ich bin verbunden.
Mit Dir.
Mit anderen, die zu Dir beten.
Genau jetzt.
Genau so.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Das genügt.
Und ich bringe Dir alles, was ist.
All meine Angst und Sorge.
Alle meine Zuversicht und Hoffnung.
Höre auf unser Gebet.
Amen.
Stille
Impuls
Liebe Gemeindeglieder,
Statistiker haben nachgezählt und finden den Zuspruch „Fürchte dich nicht!“ genau 365 Mal in der Bibel. Für jeden Tag des Jahres. Wie ein roter Faden zieht er sich durch die ganze Bibel: Abraham hört ihn, als er in hohem Alter in die Fremde aufbricht, genauso wie Hagar, deren Sohn unter einem trockenen Busch im Sterben liegt. Der Engel sagt ihn Maria bei der Ankündigung von Jesu Geburt. Den Hirten auf dem Feld und den Frauen am Grab erklingt er. Und ganz am Ende der Bibel heißt es: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte. Offenbar weiß die Bibel ganz genau, dass wir diesen Zuspruch immer wieder nötig haben. Denn Angst gehört zu den Grundbefindlichkeiten der Menschen. Jede und jeder von uns weiß, wie es ist, Angst zu haben.
Aber „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2.Tim 1,7)
Geist der Furcht: Das sind die Ängste – wie jetzt die Angst vor dem Corona-Virus – die uns stark beeinflussen, die uns bestimmen und die uns hilflos machen. Man fühlt sich gelähmt. Alles verkrampft sich. Angst kann Menschen die Lebensimpulse nehmen, die Lebendigkeit. Sie kann blind machen und die Handlungsspielräume ganz klein werden lassen. „Angst essen Seele auf“, heißt ein bekannter Film.
Wenn Gottes Wort gegen Angst und Furcht anredet, dann geht es nicht darum, die Angst einfach weg zu machen. Das funktioniert ja nicht. Es geht darum, ihr die Grenzen zu zeigen. Ihr den Anspruch auf unser Leben strittig zu machen. Sie nicht überhand nehmen zu lassen. Denn das ist die Gefahr bei der Angst: Dass sie immer noch größer wird, dass man aus lauter Angst vor der Angst noch mehr Angst bekommt.
Wenn ich unterzugehen drohe vor lauter Angst, dann kann das helfen:
Erinnert zu werden an das, was mich trägt und hält, was da ist und nicht verloren geht. Ich brauche Worte gegen die Angst.
„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
Was für eine Zusage, was für ein Zutrauen: Wir haben den Geist Gottes in uns, über uns, um uns, er ist uns gegeben. Ohne dass ich dafür irgendetwas leisten muss. Dieser „Mutmach-Geist“ ist schlicht und einfach da.
Er gibt mir Kraft: Im Griechischen steht da dynamis, das hat mit Bewegung und Dynamik zu tun. Wo alles erstarrt und gebannt ist vor Angst, da kommt Bewegung und Schwung rein. Da sind wieder Schritte möglich, da tun sich neue Wege auf.
Er gibt mir Liebe: Da klingt Gemeinschaft, Verbundenheit, Beziehung an. Ich muss mich nicht zurückziehen, ich soll mich nicht herausnehmen, sondern ich kann auf andere zugehen, meine Ängste mitteilen, trösten und getröstet werden. In diesen Zeiten: Übers Telefon, übers Smartphone, übers Internet, über Blicke.
Er gibt mir Besonnenheit: Ich muss mich nicht verrückt machen, ich habe die Fähigkeit, angemessen zu beurteilen, klar zu denken und abzuwägen.
Kraft und Liebe und Besonnenheit, all das wird mir zugetraut, ich bin kompetent im Umgang mit der Angst!
Glauben bedeutet also nicht, keine Angst mehr zu haben. Glauben bedeutet auch nicht, Angst zu verdrängen und sich stark zu geben.
Der Glaube kann die Angst verändern. Der Glaube arbeitet an der Angst. Der Glaube schiebt der Angst einen Riegel vor: Bis hierher und keinen Schritt weiter!
Ihr seid frei, ihr habt Gottes Geist und Kraft.
Das lässt mich wieder freier atmen, das macht, dass ich einen ersten Schritt heraustreten kann aus der Angst in die Kraft und die Liebe und die Besonnenheit. Es gibt keinen Grund zu verzagen! Fürchte dich nicht!
Amen.
Stille
Fürbitten
Es gibt so vieles,
Gott,
wovor wir Angst haben.
Wir haben Angst,
krank zu werden,
uns nicht mehr selbst helfen zu können
und auf andere Menschen angewiesen zu sein.
Wir haben Angst
allein zu sein,
zurückzubleiben nach gemeinsamen Lebensjahren, niemanden mehr zu haben,
der mit uns spricht,
der uns zuhört,
der einfach da ist.
Wir haben Angst
wenn wir an die Zukunft denken.
Nicht an unsere Zukunft,
sondern an die Zukunft der Welt.
Wo wird das hinführen?
Wir haben Angst
vor so vielem.
Aber nicht vor dir,
Gott.
Dir vertrauen wir.
Und dir vertrauen wir uns an.
Uns und unsere Lieben.
Wir bitten dich:
Sei du bei uns,
wenn wir es mit der Angst bekommen!
Vertreibe die Angst
aus unseren Gedanken!
Und wandle sie
in zuversichtliche Gelassenheit!
Lass uns auf dich
und mit dir
nach vorn schauen
und so
getrost dem Morgen entgegenblicken.
Amen.
Vater Unser (Glockengeläut um 10:20 Uhr)
Segen
Hände öffnen und sprechen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen
Kerze löschen
Pfarrer Robin Banerjee, Ev. Kirchengemeinde Schwanenberg